Marc Chagall: Esther, 1960, Original-Lithographie "Bilder zur Bibel"

 

Chagall hat Esther für dieses Bild überlebensgroß, anmutig und hinreissend schön dargestellt, in zarten Blau- und Beigetönen. Fast scheint es, als schwebe sie. Auf diese Weise ehrt er eine der ganz großen Frauen im Volk Israel. Esther wurde aufgrund ihrer Schönheit und Persönlichkeit Königin am Hofe des Perserkönigs Artaxerxes, nachdem dieser seine Gemahlin wegen Ungehorsams verstoßen hatte. Esthers Onkel Mordechai, der ebenfalls am Königshof lebte, deckte eine Verschwörung gegen den König auf und rettete ihm damit das Leben. Haman aber, der höchste Beamte am Hof, hasste aus Missgunst gegen Mordechai alle Juden. Vom König erwirkte er einen Erlass, der ihm das Recht gab, alle im Reich lebenden Juden ausrotten zu lassen. Mordechai flehte Esther um ihre Fürsprache beim König an. Diese ging zum König, obwohl es ihr unter Androhung der Todesstrafe verboten war. Es gelang Esther, den König umzustimmen, und so rettete sie ihr Volk vor der Vernichtung.

Bis heute erinnert das jüdische Purimfest an die große Tat der mutigen Esther, die ihr Leben für das jüdische Volk riskierte. Auch Mordechai ist zu sehen, im unteren Teil des Bildes. Sorgenvoll blickt er drein, die Hände erwecken den Eindruck, als seien sie ihm gebunden. Grau und düster erscheint die Zukunft, und doch gibt es Zeichen des Lebens und der Hoffnung: die Sonne, Pflanzen, und einen Baum.